Ich sehe mich von HarmoS herausgefordert als Mutter, die in der Familie ihre Aufgabe erfüllen will. HarmoS masst sich an, mich aus meiner Aufgabe als erziehende Mutter zu verdrängen. Das akzeptiere ic
Referat von Barbara Lang, Ruswil (LU)
Ich sehe mich von HarmoS herausgefordert als Mutter, die in der Familie ihre Aufgabe erfüllen will. HarmoS masst sich an, mich aus meiner Aufgabe als erziehende Mutter zu verdrängen. Das akzeptiere ich nicht.
Mir fehlt nationale politische Erfahrung. Noch vor wenigen Wochen hätte ich mir nie träumen lassen, je vor Bundeshaus-Journalisten über Bildungsfragen zu referieren. Ich sah und sehe meine Aufgabe in der Familie. Mein Engagement soll den Kindern dienen. Ich weiss mich damit einig mit andern Müttern, mit andern Eltern, welche die Begleitung ihrer Kinder durch die Schulen und ins Leben hinaus ernst nehmen.
HarmoS richtet sich gegen die Eltern
HarmoS will die Eltern aus ihrer Erziehungsaufgabe weitgehend verdrängen. HarmoS will den Staat für die Erziehung von Kindern ab zurückgelegtem viertem Altersjahr für zuständig erklären. Und dies ausnahmslos: Sollte ein Kind als «zurückgeblieben» eingestuft werden, wird ihm ein spezieller Heilpädagoge vermittelt, der es im Schulalltag mehr oder weniger ständig begleitet. Den Eltern wird verwehrt, über den Zeitpunkt der Schulreife des eigenen Kindes zu bestimmen. Die fixe Idee, wonach sogenannte «Nachzügler» nur mittels spezieller Heilpädagogen beschleunigter Bildungsvermittlung zugeführt werden können, ist nichts anderes als ein Affront an die Adresse der Eltern. Niemand hat das Recht, Eltern, die ihren Erziehungsauftrag verantwortungsbewusst zu erfüllen gewillt sind, von Entscheiden über Erziehungsmassnahmen zum Wohlergehen der eigenen Kinder auszuschliessen.
Die Idee, die Erziehungsverantwortung von Montag bis Freitag, jeweilen von 07.00 bis 18.00 Uhr insgesamt dem Staat zu übertragen, akzeptieren wir als Eltern nicht. Zwar zwingt HarmoS vorderhand noch niemanden, die überall obligatorisch zu schaffenden Tagesstrukturen auch zu nutzen. Aber die Anstrengungen, die Erziehungsverantwortung für Kinder ab vier Jahren ganz zu verstaatlichen, sind unübersehbar. Auch auf eidgenössischer Ebene sind dazu Vorstösse hängig.
Eltern: Nur noch für die Freizeit zuständig?
Dass vollumfängliche staatliche Erziehungsverantwortung anvisiert wird, geht auch hervor aus jenen kantonalen Umsetzungspapieren zum HarmoS-Projekt, die mit dem Lockvogel-Angebot an die Eltern operieren, künftig frei von Stress ihre Kinder bloss noch geniessen zu können. Denn die elterliche Zuständigkeit beschränke sich künftig nur noch auf Ferien und Freizeit.
Meine Damen und Herren: Gerade dann, wenn ein Kind Schwierigkeiten zu überwinden, allenfalls auch schulische Schwierigkeiten zu meistern hat, ist Elternverantwortung gefragt. Das Leben zeigt doch nicht bloss Schokoladenseiten. So kann auch die Eltern-Begleitung der eigenen Kinder in die Welt der Erwachsenen nicht bloss aus Freizeit-Genuss bestehen. Wie nur können Bildungs-Theoretiker solch abwegige Lockvogel-Ideen aushecken? Nie hat ein Jugendlicher überlegte Elternführung nötiger als dann, wenn er lernen muss, Schwierigkeiten, die sich vor ihm auftürmen, aus eigener Kraft zu meistern. Wer Eltern aus dieser Aufgabe entlassen will, beraubt sie ihres Erziehungsauftrags überhaupt. Diesen an temporär mit den Kindern arbeitende «Spezialisten» abzutreten, wird in der Schweiz scheitern, wie gleiche Vorhaben in andern Ländern gescheitert sind.
Bildungsauftrag der Schule, Erziehungsauftrag den Eltern
Die Schule hat den Auftrag, den Kindern Bildung zu vermitteln. Dass damit auch Erziehung verbunden ist, ist klar. Trotzdem ist und bleibt der eigentliche Erziehungsauftrag eine Aufgabe der Eltern.
Ich weiss, dass diese Haltung von vielen Eltern geteilt wird. Diese Eltern sind die Hauptträger der bereits abgeschlossenen und der derzeit laufenden Unterschriftensammlungen zu kantonalen HarmoS-Referenden. Wir Eltern bringen damit zum Ausdruck, dass wir unseren Erziehungsauftrag ernst nehmen und dass wir die Verantwortung für die Erziehung unserer Nachkommen nicht einem Kollektiv zu übergeben bereit sind.