Berufswelt und Volksschule
Die wirtschaftliche Krise in Europa hält an, ein Ende ist nicht in Sicht. Unmittelbar nach Ostern konnten wir den Medien entnehmen, dass die Arbeitslosigkeit in den 17 Euro-Ländern im Februar die Rekordmarke von 12 Prozent erreicht hat. Bei den jungen Menschen sieht es noch schlimmer aus: Beinahe ein Viertel der unter 25-Jährigen ist arbeitslos. Die Arbeitslosigkeit bei uns beträgt 3.4 Prozent respektive 3.6 Prozent bei den unter 25-Jährigen.
Zu diesem hervorragenden Zustand der Wirtschaft in der Schweiz tragen massgeblich die Ausbildung und die Fähigkeiten der Schweizerinnen und Schweizer bei. Bildung und Ausbildung sind unbestrittenermassen eine der wichtigsten Ressourcen unseres Landes. Wir verfügen mit dem dualen Bildungssystem, d.h. mit der Kombination von allgemeiner und theoretischer Bildung an Schulen sowie praktischer Ausbildung in Betrieben bzw. Unternehmungen, über ein erfolgreiches Bildungskonzept.
Doch Euphorie und Selbstbeweihräucherung sind auch bei uns absolut fehl am Platz. Unser Bildungssystem und damit auch die Zukunft unserer Jugend sind gefährdet. Aus der Wirtschaft, mehren sich die Klagen, wonach der „Rucksack“ der Schulabgänger zwar von Jahr zu Jahr schwerer, aber leider mit viel unnötigem Ballast statt mit dem notwendigem Rüstzeug bepackt werde. Damit ist gemeint, dass das Grundwissen, die unabdingbaren Fähigkeiten, aber auch die Leistungsbereitschaft der Schulabgänger im Schnitt laufend abnehmen. Damit zerbröckelt das Fundament, welches für den Erfolg der beruflichen Ausbildung nach der Volksschule notwendig ist. Die Wirtschaft der Schweiz ist für ihren Erfolg und die Besetzung der Arbeitsplätze dringend auf bedarfsgerecht ausgebildete und motivierte junge Schweizerinnen und Schweizer angewiesen. Wenn diese Eigenschaften nicht wieder verstärkt werden, müssen in immer grösserem Ausmass ausländische Arbeitskräfte ins Land geholt werden, während unsere Jugend in die Arbeitslosigkeit und die Sozialwerke fällt.
Die SVP nimmt die Mängel im Schulsystem sehr ernst und hat ihre Bildungskommission beauftragt, gemeinsam mit Unternehmen und deren Lehrlingsverantwortlichen die Probleme zu analysieren und anschliessend einen Lösungsweg auszuarbeiten. Unter dem Titel „Berufswelt und Volksschule“ wurde kürzlich ein Positionspapier vorgestellt, welches unter Einbezug von Lehrern, Lehrlingsausbildnern und der Wirtschaft entstanden ist. Wir werden das Papier im Rahmen eines Sonderparteitages zum Thema Bildung am 15. Juni 2013 unseren Parteimitgliedern und der interessierten Öffentlichkeit detailliert präsentieren und den Dialog dazu ermöglichen (siehe letzte Seite).
Die SVP fordert unter anderem eine Neupositionierung des Berufs und der Funktion des Lehrers mit mehr Verantwortung und mehr Gestaltungsspielraum zur Zielerreichung, mit anderen Worten also eine Aufwertung dieses Berufs. Es müssen wieder praxis- und führungserfahrene Klassenlehrer im Schulzimmer stehen, die bereit sind, die entsprechende Verantwortung zu übernehmen. Oberstufenlehrer sollten zudem Erfahrung in der Berufswelt ausserhalb der Schule haben und wissen, was die Schulabgänger erwartet. Heute wird die Verantwortung auf Fachlehrer, Heil- und Sozialpädagogen soweit verteilt, dass die perfekt organisierte Unverantwortlichkeit herrscht, also letztlich gar niemand mehr Verantwortung trägt.
Und zum Schluss noch ein Wort an die Politiker und insbesondere die sogenannten Bildungspolitiker, die fast immer nur ein Rezept für die Bildung propagieren, nämlich immer mehr Geld durch den Staat ins System zu pumpen: Üppig vorhandenes Geld, welches für falsche Ausbildung der Lehrer, für falsche Lehrkonzepte, unbrauchbare Lehrmittel, für die Beschäftigung realitätsfremder Bildungstheoretiker und eine Heerschar von Heil- und Sozialpädagogen ausgegeben wird, hilft dem Bildungssystem in keiner Weise, sondern beschleunigt dessen Niedergang.