Die Pamir-Schule
Am Sonderparteitag der SVP Schweiz in Würenlos (AG) haben diverse Referenten ihre Vorschläge zur Stärkung der Volkschule im Hinblick auf die Berufswelt vorgestellt. Im Anschluss an einen eindrücklichen Film, welcher sich mit Interviews von Verantwortlichen der Stadler Rail Group, Victorinox, des Ausbildungszentrums in Winterthur und ihren Problemen im Alltag mit den Auszubildenden befasste, haben die Delegierten der SVP eine Resolution zum Thema Berufswelt und Volksschule einstimmig verabschiedet.
Die Volksschule ist ein beliebtes Tummelfeld für Reformen und Experimente geworden. Frontalunterricht mit dem Klassenlehrer vor seiner Klasse ist passé. Heute gilt selbstverantwortetes Lernen, Gruppenarbeiten, ein Filmchen auf dem I-Pad erstellen, Projektkonzepte erstellen, viel Geschwätz und Herumlaufen im Schulzimmer. Die Lehrerperson unterrichtet nicht, sondern ist voll beschäftigt mit dem Classroom- Management.
Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die sich im Durcheinander und Chaos nicht konzentrieren können, denen wird – ja ich weiss, Sie meinen ich scherze – empfohlen sich ganz einfach einen Pamir (ein Militär-Hörschutzgerät) aufzusetzen. Damit ist man auch auf die Bedürfnisse dieser Schülergruppe eingegangen. Denn schlussendlich ist der Lehrer nur ein Coach, der zur Verfügung steht, um den Schülerinnen und Schülern beizustehen im eigenverantwortlichen Bestimmen der Lerninhalte und natürlich auch der entsprechenden Lernmethode. Kein Drill, kein Vollstopfen von Vorne, die Kinder sollen kreativ arbeiten und gestalten, ihren Bedürfnissen entsprechend. Der Lehrer als Zeitablaufmanager im Class-Room hat aber weder Zeit noch ist es seine Überzeugung das Gelernte einzuüben, denn hier ist das selbständige Entdecken wichtig. Das Einüben indessen kann zu Hause bei stundenlangen Hausaufgaben erledigt werden, sofern erwünscht natürlich.
Es gibt Schulen und Schulzimmer wo das eben beschriebene tatsächlich zum Alltag geworden ist. Seien Sie Willkommen im Zeitalter der Pamir-Schule. Was wie ein Witz tönt, ist heute aber leider bitterer Alltag. Das gute alte Militär-Hörschutzgerät findet reissenden Absatz, allerdings nicht für die Ausrüstung breiter Panzerverbände, sondern zur Aufrüstung der Schulzimmer.
Die Folgen solcher Bildungsideale werden langsam aber sicher spürbar. Die Schule und das Elternhaus bereiten nicht mehr auf das reale Berufsleben vor. Bei einfachsten Kopfrechnungen oder beim Verstehen eines gelesenen Textes (Benutzermanual) stehen heute schon viele an. Noch schlimmer sind die grossen Lücken beim konzentrierten, vorsichtigen und sauberen Arbeiten.