Jahresrückblick mit dem «höchsten Schweizer»
Nur wenige Menschen haben die Ehre, einmal im Leben höchster Schweizer zu sein. Der 49-jährige Jürg Stahl aus Winterthur war einer davon. Er blickt auf ein bewegtes Jahr als Nationalratspräsident zurück.
SVP-Klartext: Dein Jahr als Nationalratspräsident neigt sich allmählich dem Ende zu. Was war dein schönstes Erlebnis (oder Begegnung) oder was hat dich während deiner Amtszeit positiv überrascht?
Jürg Stahl: Es gab in meinem Präsidialjahr viele schöne und eindrückliche Erlebnisse und Begegnungen – etwas das mich aussergewöhnlich berührt hat und sicher auch über „mein“ Jahr als Präsidenten des Nationalrates bleibt: Meine Kameraden der Männerriege Brütten (eine Abteilung des Turnvereins) hat zu Ehren meiner Wahl eine „Friedensbrücke“ gebaut – sie ist ca. 6m lang, 1 Meter breit und ca. 1 Meter hoch und steht auf dem Schulhausplatz in meiner Wohngemeinde. Dort dient sie den Schülerinnen und Schülern (ich habe gehört, dass auch schon etliche Erwachsenen Gebrauch gemacht haben), als Brücke um sich darauf nach Streitereien die Hand zu geben… ich finde das ein sehr starkes Symbol!
Überrascht hat mich – obwohl ich es schon „gäng gwüsst haa“ – die Vielfalt in unserem Land; so vieles funktioniert gut und irgendwie selbstverständlich!
Zu Beginn deiner Amtszeit sagtest du, du möchtest den «unauffälligen, unspektakulären und sich für die Gesellschaft einsetzenden» Menschen eine Stimme geben. Inwiefern hat sich das in deiner Tätigkeit wiedergespiegelt (wie hast du dieses Ziel erreicht)?
Indem ich oft unterwegs war – auch an Orten/Ereignissen wo der Nationalratspräsident vielleicht nicht erwartet wird. Kleinere und mittlere Veranstaltungen wie Diplomfeiern, KMU-Jubiläen, Gedenkanlässe, Beförderungsfeiern, Vereinsanlässe, usw. durfte ich besuchen und merkte, welche Kraft im Ehrenamt und in der Leidenschaft so vieler Menschen steckt, die einfach ihren Einsatz zu Gunsten der Gemeinschaft leisten. Ja dieses Ziel habe ich erreicht!
Wie geht es bei dir ab nächstem Jahr politisch weiter (wo setzt du deine Schwerpunkte oder worauf wirst du dich fokussieren)?
Jetzt gilt es wieder, die Arbeit als „normales“ Mitglied des NR gut und mit Herzblut zu machen. Neu darf ich für unsere Fraktion in der Geschäftsprüfungskommission Einsitz nehmen und dort eine Subkommission präsidieren, daneben werde ich wieder aktiv als Mitglied in der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit für unsere Ideen kämpfen. Es ist aber kein Geheimnis, dass ich als Präsident von Swiss Olympic auch im Parlament dafür kämpfe, dass nach sehr langer Zeit (1948) die Schweiz wieder Austragungsort von olympischen Winterspielen sein darf. Auch wenn die Spitze meiner Partei eine erste kritische Stellungnahme zur möglichen Unterstützung durch den Bundesrat abgegeben hat, weiss ich sehr genau, dass gerade in SVP-Kreisen das Ehrenamt und die Freiwilligenarbeit in Sportvereinen sehr stark verankert ist. Sport ist mehr als Bewegung und das Ehrenamt ist das enorm starke Fundament des Schweizer Sports. Darum kämpfe ich auch mit Leidenschaft und aus Überzeugung für das Projekt „Sion2026“ mit der Gewissheit, dass sich auch viele SVPlerinnen und SVPler tagtäglich und grosser Motivation für den Sport einsetzen!
Wo siehst du für 2018 den dringendsten Handlungsbedarf für die Schweizer Politik?
Unabhängigkeit, Freiheit, Sicherheit und unsere Tugenden bewahren, ist die Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Schweiz.