Vil schbas baim korigiren!
Viele Schweizer Schüler lernen «nach Gehör» schreiben. Die Lust am kreativen Text steht dabei im Vordergrund, die Orthografie spielt keine Rolle. Doch neue Studien zeigen: Die hochgelobte Methode ist mitverantwortlich für die schlechten Rechtschreib-Fähigkeiten. In Deutschland wurde die Methode bereits verboten. Auch die Schweizer Bildungsdirektionen sollten die Lehrmittel sofort aus dem Verkehr ziehen.
Kürzlich hatten wir Klassenzusammenkunft und ein Vater erzählte, dass er fast verzweifelt über die Rechtschreibung seiner Tochter. Als er die Kleine auf Fehler aufmerksam machen wollte, sagte sie ihm: «Du darfst mich nicht korrigieren. Das hat meine Lehrerin gesagt!»
Wie schreibe ich es meinem Kind?
Kinder sollen einfach drauflos schreiben. Die Rechtschreibung spielt keine Rolle. «Schreiben nach Gehör» oder «lautgetreues Schreiben», nennt sich diese Methode. «ICh SchBiLE FUSBAL MiTMEiNeM PAPA.» Was bei Erstklässlern vielleicht noch herzig ist, hat schwerwiegende Konsequenzen: Die Schülerinnen und Schüler werden jahrelang nicht korrigiert und prägen sich falsche Wortbilder ein, die dann ab der vierten oder fünften Klasse wieder mühsam abtrainiert werden müssen.
Lehrmeinung statt Ideologie
Neue Studien zeigen, dass diese Lernmethode wesentlich mitverantwortlich ist für die Rechtschreibschwäche – und zwar besonders bei Schülern, die sonst schon Mühe haben in der Schule oder bei Kindern aus fremdsprachigen Familien. Ausgerechnet eine linke Reformidee benachteiligt benachteiligte Buben und Mädchen… Was würden Sie von einem Sportlehrer halten, der Ihr Kind jahrelang falsche Bewegungsabläufe einüben lässt und dann plötzlich beginnt, die falsch eingeübten Abläufe wieder zu korrigieren? Sie würden mit Recht nur den Kopf schütteln.
Jürgen Oelkers war Pädagogikprofessor an der Universität Zürich und fordert ein Umdenken an den Schulen: «Das Üben ist zentral, besonders beim Schreiben. Doch man betont heute das Spasshafte und reduziert die Übungsanteile – für viele Schüler ist das genau das Falsche. Beim Sport oder beim Klavierspielen sieht auch jeder sofort ein, dass es ohne Üben nicht geht.» Zum Üben gehören auch Diktate, und dass Fehler sauber korrigiert werden – von den Lehrpersonen wie den Schülern.
Aus Fehlern klug werden
In verschiedenen deutschen Bundesländern wurde die «Schreiben nach Gehör»-Methode inzwischen verboten. In Nidwalden hat Bildungsdirektor Res Schmid (SVP) die einschlägigen Lehrmittel aus dem Verkehr gezogen. Als Mitglied der Bildungskommission des Nationalrats konnte ich das Thema für die nächste Sitzung traktandieren lassen. Es dürfen nicht noch mehr Schüler Opfer dieser «Schlechtschreib-Methode» werden.