Nationalrätin Nadja Pieren ist diplomierte Kleinkinderzieherin und hat von 2001-2005 die Ausbildung zur Führungsfachfrau (SFV) mit eidgenössischem Fachausweis absolviert und gleichzeitig eine…
Nationalrätin Nadja Pieren ist diplomierte Kleinkinderzieherin und hat von 2001-2005 die Ausbildung zur Führungsfachfrau (SFV) mit eidgenössischem Fachausweis absolviert und gleichzeitig eine Kindertagesstätte geleitet. 2005 gründete Nadja Pieren die private Kindertagesstätte Wombat. Diese betreibt Nadja Pieren bis heute.
Extrablatt: Frau Pieren, warum gibt es eigentlich nicht mehr Krippenangebote?
Vor allem in Städten werden jährlich sehr viele neue staatliche Plätze für Vorschulkinder geschaffen. Das Angebot wächst stetig. Als private Kita ist es sehr schwierig, sich auf dem Markt zu positionieren. Gegen staatliche Angebote sind private Kitas finanziell nicht konkurrenzfähig.
Zudem ist der bürokratische Aufwand, um eine neue Kita eröffnen zu können, enorm gross. Das beginnt beim Suchen von geeigneten Räumlichkeiten. Da eine Kita als Gewerbebetrieb zählt, darf man in einer privaten Wohnung keine Kita führen oder muss zuerst ein Umnutzungsgesuch stellen, was wiederum sehr teuer und zeitaufwändig ist und in den meisten Fällen abgelehnt wird. Um eine Bewilligung für eine Kita zu erhalten, werden vom Jugendamt sehr viele Forderungen gestellt (Räume, Personal, Hygiene, Konzepte, Leitsätze,…).
Der bürokratische Aufwand ist riesig. Zudem untersteht eine Kita der Lebensmittelkontrolle (wird jährlich gleich geprüft wie ein Restaurant). Ein detailliertes Konzept muss vorliegen. Dieser grosse Aufwand an Bürokratie schreckt viele Unternehmen und Private ab, externe familienergänzende Betreuungsangebote zu schaffen.
Sie sprechen sich gegen Staatskinder aus, aber die Kinder, die bei Ihnen in der Kita sind, wachsen ja auch nicht zu Hause auf…
Es ist für mich ein zentraler Unterschied, ob der Staat den Eltern vorschreibt, wo und wie oft ihre Kinder extern betreut werden müssen oder ob Eltern dies, wie heute, selber und eigenverantwortlich entscheiden dürfen.
Wenn Eltern entscheiden, ihr Kind an 2-3 Tagen die Woche in einer Kita betreuen zu lassen, spricht überhaupt nichts dagegen. Diese Eltern entscheiden sich bewusst dafür, sind sich auch ihrer Verantwortung bewusst und behalten die Hauptverantwortung der Erziehung ihrer Kinder.
Wenn aber durch die Annahme des Familienartikels am 3. März die ganze externe Familienbetreuung verstaatlicht wird, gibt es keine Wahlfreiheit mehr für Familien. Die Eltern werden ihre Kinder in vielen Fällen fremdbetreuen lassen müssen. Die Erziehungsverantwortung geht in diesem Fall an den Staat. Dagegen wehre ich mich. Das heutige Modell der familienergänzenden Kinderbetreuung unterstütze ich hingegen sehr.