Die von Avenir Suisse vorgeschlagenen Massnahmen im Landwirtschaftsbereich würden zum Verschwinden aller Familienbetriebe führen. Das Berg- und Hügelgebiet würde überwalden, mit unabsehbaren Auswirkungen auf Tourismus und Gewerbe. Allenfalls könnten im Mittellandgürtel einige landwirtschaftliche Industriebetriebe mit Massentierhaltung überleben. Eine überwältigende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung will jedoch das Gegenteil: Familienbetriebe, die ökologisch und tierfreundlich wirtschaften, die Kulturlandschaft pflegen und einen wichtigen Beitrag an die dezentrale Besiedlung und die heimische Ernährungssicherung leisten. Das hat sie letztmals 2017 mit 78% ja zur Ergänzung der Verfassung mit dem Ernährungssicherheitsartikel bewiesen. Das ist Selbstbestimmung. Nicht erstaunlich, dass die Wirtschaftskreise rund um Avenir Suisse gegen die Selbstbestimmung kämpfen. Sie wissen, dass sie solch abstruse Ideen nur mit EU Bürokraten, aber niemals mit dem Schweizer Volk, durchbringen.
Die vor wenigen Wochen von Avenir Suisse publizierten Szenariorechnungen mit der Forderung eines EU Beitritts für die Schweiz, waren derart pseudowissenschaftlich und realitätsfremd, dass sie niemand ernst nahm und die Diskussion glücklicherweise rasch versandete.
Avenir Suisse fordert Eliminierung des Bauernstands
Um wieder kurze Aufmerksamkeit zu erhaschen, kommt nun Avenir Suisse einmal mehr mit der schon in regelmässigen Abständen geforderten, vollständigen Liberalisierung des Agrarsektors. Der Unterschied zur früheren, auch schon zynischen Forderung von Avenir Suisse „nach dem befreiten Bauern“ ist nun lediglich, dass die Argumentation schlicht abstrus ist und man sich fragen muss, ob die Autoren geistig verwirrt sind. Oder wie soll erklärt werden, dass man in der Landwirtschaft mit den von Avenir Suisse vorgeschlagenen Massnahmen angeblich über 14 Milliarden Franken einsparen kann, wenn die Bauern heute zu einem Produktionswert von ca. 10 Milliarden Franken Lebensmittel produzieren und ca. 2,7 Milliarden Franken Direktzahlungen kassieren. Offenbar kennt Avenir Suisse auch den Begriff der volkswirtschaftlichen Kosten nicht. Sie listet alle in der Landwirtschaft entstehenden Kosten als solche auf und kommt auf die irrsinnige Zahl von 20 Milliarden Franken.
Volkswirtschaftliche Kosten sind aber lediglich solche, die durch die Allgemeinheit getragen werden müssen. Dass der Grossteil der Kosten von der Landwirtschaft selbst getragen wird, d. h. mit den Einkäufen von Vorleistungen, und dadurch ganz viele andere Branchen profitieren und Wertschöpfung generieren, geht wohl aus Unwissen vergessen. So wird verschwiegen, dass die Summe aller landwirtschaftlichen Einkommen bei lediglich ca. 3 Milliarden Franken liegt.
Avenir Suisse provoziert eine Annahme der Agrar-Initiativen
Gut zwei Wochen vor der Abstimmung provoziert Avenir Suisse mit ihrer Studie die Annahme der grünen und extremen Agrarinitiativen. Es ist jetzt am Agrarminister Bundesrat Schneider Ammann Klartext zu sprechen, dass auch für ihn solche verwirrten Denkfabrikszenarien abstrus sind, anstatt in Berichten von Missverständnissen des Nationsrats zu sinnieren. Tut er dies jetzt nicht klar und unmissverständlich, trägt der Bundesrat die Verantwortung für den Ausgang der Agrarinitiativen.
Nur dank Selbstbestimmung werden wir nicht von sog. Experten wie Avenir Suisse regiert
Offenbar geht es Avenir Suisse nur noch um das Erhaschen von Aufmerksamkeit. Nur so können die schlicht dümmlich daherkommenden Forderungen verstanden werden. Aber vielleicht wünscht sich ja die Avenir Suisse finanzierende Wirtschaft tatsächlich ein Szenario ohne Bauern in der Schweiz. Das würde dann auch erklären, weshalb sich diese Kreise derart stark gegen die Selbstbestimmungsinitiative engagieren. Wohl wissend, dass sie die skizzierte Entwicklung mit dem Schweizer Volk niemals erreichen werden.