Wird die neue Agrarpolitik umgesetzt, so fliessen künftig die Direktzahlungen für Dinge, die wir Bauern bisher gratis lieferten. Zum Beispiel für schöne Landschaften. Und es gibt weniger Geld für…
Editorial von Martin Haab, Landwirt und Kantonsrat SVP, Mettmenstetten (ZH)
Die neue Agrarpolitik betrügt das Schweizer Volk um preiswerte Lebensmittel.
Wird die neue Agrarpolitik umgesetzt, so fliessen künftig die Direktzahlungen für Dinge, die wir Bauern bisher gratis lieferten. Zum Beispiel für schöne Landschaften. Und es gibt weniger Geld für die Produktion von Lebensmittel, welche wir Bauern – dank der Direktzahlungen – bislang unter unseren Produktionskosten verkaufen konnten. Doch damit ist jetzt Schluss! Lebensmittel werden teurer werden und was bislang gratis war, kostet nun.
Die neue Agrarpolitik verdonnert die Bauern zum Faulenzen.
Wer trotzdem hart arbeitet, wird mit Minder-Einnahmen bestraft. Wer Kühe hält und sich 365 Tage im Jahr darum kümmert, womöglich noch zweimal am Tag melkt, der verdient künftig sehr viel weniger als jemand, der auf seinen Wiesen ein paar Esel mehr oder weniger sich selbst überlässt. Ob ein Bauer eine oder drei Kühe pro Hektar Wiese hält, macht bei den Direktzahlungen keinen Unterschied: Er bekommt 900 Franken dafür, kann aber mit weniger Tieren auch noch Ökoqualitäts- und Vernetzungsbeiträge kassieren und damit auf bis zu 4‘100 Franken kommen. Wer sein Einkommen halten will, muss anfangen auf Staatskosten faul zu werden. Damit wird die Schweizer Landwirtschaft aber nicht wettbewerbsfähiger, sondern abhängig vom Staat.
Die neue Agrarpolitik behindert das Unternehmertum.
Statt zu produzieren, was am Markt gefragt ist, wird künftig vermehrt angebaut werden, was „schön“ aussieht. Der Selbstversorgungsgrad von Mostobst liegt in der Schweiz bei 120%, bei Mostbirnen liegen drei bis vier Jahresvorräte an Lager. Trotzdem wird der Anbau von Hochstamm-Birnbäumen mit üppigen Beiträgen belohnt. Der Selbstversorgungsgrad von Rindfleisch liegt bei 83% von Geflügelfleisch bei 51% Prozent. Obwohl die Nachfrage nach Fleisch, Eiern und Milch aus tierfreundlicher Tierhaltung in der Schweiz hoch ist, wird künftig wesentlich weniger davon produziert. Denn es ist viel lukrativer auf Ökowiesen Rossheu für die Reitpferde der Reichen herzustellen, statt Fleisch fürs Volk zu produzieren. Für Lein oder Raps gibt es künftig bis zu 500 Franken Landschaftsqualitätsbeiträge nur weil diese ein paar Tage im Jahr gelb (Raps) oder blau (Lein) blühen. Rapsöl hat es in der Schweiz reichlich, Leinöl braucht man nur wenig. Futtergetreide wäre dagegen dringend nötig – doch genau das soll nicht gefördert werden.
Die neue Agrarpolitik belohnt Besitz und bestraft Arbeit.
Wer hat, dem wird gegeben: Wer viel Fläche hat und diese mit wenig Aufwand bewirtschaften kann, profitiert. Denn die künftigen Direktzahlungen sind nur noch an die Fläche gebunden. Bergbauern mit wenig Fläche, aber viel Arbeit, werden deshalb in Zukunft weniger bekommen. Die versprochenen Beiträge für besonders steile Lagen oder hohen Anteil Mähwiesen in Steillagen werden frühestens mit der nächsten Reformetappe im Jahr 2017 eingeführt.
Die neue Agrarpolitik fördert ein Heer von Bürolisten.
Künftig wird jeder Grashalm gezählt. Dann braucht es selbst zum Kühe füttern noch viel Papier und einen riesigen, aufgeblasenen Kontrollmechanismus, um sicherzustellen, dass Schweizer Kühe viel Gras fressen. Das tun sie bereits heute. In Sachen Grundfutter-Fütterung sind die Schweizer nämlich Europameister. Um das zu beweisen werden künftig zahlreiche Bürolisten nötig sein. Noch krasser sind es bei den Landschaftsqualitätsbeiträgen aus: Die produzieren in erster Linie Papier. Davon profitieren vor allem die Ökobüros, die sich so vehement für die Neue Agrarpolitik stark machten. Sie warten bereits darauf, bei den Bauern die hohle Hand zu machen. Denn wer die Öko-Bürolisten letzten Endes zahlt, ist klar: Wir Bauern. Selbst wer gleichviel Direktzahlungen erhält, hat künftig weniger davon. Die Agrarpolitik betrügt nicht nur das Volk. Sie betrügt auch die Bauern.
Unterschreiben Sie das Referendum jetzt.
Es ist an der Zeit, den Einsatz der Direktzahlungen in der Landwirtschaft klar zu definieren. Dies soll der Stimmbürger an der Urne tun. Wollen wir aus der Schweiz eine Theaterkulisse machen die noch für Bollywoods Filmregisseure herhalten kann. Oder soll der Sinn dieser Gelder sein, dass unsere Landwirte auch in Zukunft dem Verfassungsauftrag nachkommen können. Dieser Auftrag heisst: gesunde Lebensmittel für die eigene Bevölkerung mit Nachhaltigkeit produzieren.