Wollen Sie 6 Wochen Ferien? Die meisten Leute werden dazu wohl spontan „Ja" sagen. So gefragt ist das auch nicht weiter erstaunlich. Wer aber über das spontane Ja hinausdenkt und sich die konkreten…
Wollen Sie 6 Wochen Ferien? Die meisten Leute werden dazu wohl spontan „Ja“ sagen. So gefragt ist das auch nicht weiter erstaunlich. Wer aber über das spontane Ja hinausdenkt und sich die konkreten Folgen überlegt, kommt rasch zum Schluss, dass die Initiative zwar einigen Arbeitnehmenden mehr Ferien bringt, insgesamt aber zu mehr Arbeitslosigkeit führt. Sie steht in der aktuellen, wirtschaftlich schwierigen Zeit völlig quer in der Landschaft. Neben zusätzlichen Kosten für die Unternehmen bricht die Initiative mit der bewährten Sozialpartnerschaft und bringt die Löhne zum Einfrieren.
Mehr Stress
Die Gewerkschaft Travail.Suisse argumentiert, mit dieser Initiative für weniger Stress am Arbeitsplatz sorgen zu wollen. Sie bewirkt aber genau das Gegenteil, denn mehr Ferien und damit mehr Abwesenheiten am Arbeitsplatz haben primär eine Folge: Irgendjemand muss die Arbeit für den Abwesenden erledigen. Und das sind jene Mitarbeiter, die gerade nicht in den Ferien sind. Oder es wird vor oder nach den Ferien zusätzlich gearbeitet, um die Abwesenheit auszugleichen. In beiden Fällen kommt es zu mehr Stress am Arbeitsplatz. Es ist ein Irrtum, zu glauben, bei der Einführung von zusätzlichen Ferienwochen würden einfach mehr Leute eingestellt. Denn so etwas können sich die Unternehmen, insbesondere die KMU und das Gewerbe, das sind immerhin 99% der Schweizer Unternehmen, schlicht nicht leisten.
Und dies kann ich Ihnen als Unternehmerin und Mitarbeiterin im eigenen Unternehmen aus eigener Erfahrung mitteilen: Es ist ganz klar, was eine solche Forderung für die Unternehmen bedeutet – nichts anderes als eine Erhöhung der Arbeitskosten. Das mindert die Konkurrenzfähigkeit auf dem ohnehin immer härter umkämpften Arbeitsmarkt und fördert den Verdrängungskampf, von welchem mittlerweile fast alle Branchen betroffen sind.
Die Rechnung
Zwei Wochen mehr Ferien heisst rund einen halben Monatslohn pro Arbeitnehmer zu kompensieren, das kostet die Schweizer Wirtschaft pro Jahr 6 Milliarden Franken. Diese Kosten können wohl kaum auf die Verbraucher abgewälzt werden und kommen zudem zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Das heisst ganz einfach: Wir werden alle in irgendeiner Form dafür bezahlen müssen.
In unserem Land schlagen die Personalkosten bereits heute überdurchschnittlich stark zu Buche. Mehr Ferien senkt die Produktivität der Arbeitnehmenden und damit steigen die Personalkosten noch stärker. Das schlägt sich in zusätzlichen Belastungen für die Unternehmen und, damit einhergehend, einer Verteuerung der Produkte nieder.
Die Unternehmen haben mit dem starken Franken und der internationalen Wirtschaftskrise hart zu kämpfen. Es bleiben keine Reserven mehr, um zusätzliches Personal einzustellen. Mit zusätzlichen Ferien verstärkt sich der Druck, mit Rationalisierungsmassnahmen Personal einzusparen, damit die Unternehmen überleben können. Mehr Arbeitslose wären die direkte Folge einer Annahme der Initiative „6 Wochen Ferien für alle“.
Aktuelle betriebsspezifische Lösungen bewährt
Heute sind die Ferienregelungen in den Branchen unterschiedlich. In vielen Gesamtarbeitsverträgen, wie zum Beispiel beim Bauhauptgewerbe, in der Maschinenindustrie, bei einigen Pharmaunternehmen usw., sind fünf Wochen Ferien bereits heute üblich. Die unterschiedlichen Regelungen sind sinnvoll, weil die Situation nicht in jeder Branche und in jedem Betrieb identisch ist. Die heutige individuelle Regelung zwischen den Sozialpartnern auf der Basis der Gegebenheiten in der jeweiligen Branche hat sich deshalb bewährt.
Wenn wir unsere Arbeitsplätze auch in Zukunft erhalten wollen, müssen wir unsere Unternehmen stärken und ihnen die unternehmerische Freiheit auch weiterhin zugestehen. Schauen Sie sich in den umliegenden Ländern um, was die Eingriffe, kürzere Arbeitszeiten, mehr Ferien und Mindestlöhne verbunden mit Kündigungsschutz gebracht haben: hohe Arbeitslosigkeit und riesige Schuldenberge.
Aus all diesen Überlegungen bitte ich Sie, die Volksinitiative „6 Wochen Ferien für alle“ klar abzulehnen.