Wir lernen fürs Leben und nicht umgekehrt. Unser aller Ziel – als Eltern, wie als Staatsbürger – ist es, und muss es auch bleiben, unseren Kindern die Fähigkeiten und das Wissen mitzugeben, damit…
Wir lernen fürs Leben und nicht umgekehrt. Unser aller Ziel – als Eltern, wie als Staatsbürger – ist es, und muss es auch bleiben, unseren Kindern die Fähigkeiten und das Wissen mitzugeben, damit sie schliesslich als Erwachsene ein selbständiges Leben in Freiheit und Eigenverantwortung führen können. Ein Leben als mündige Mitbürgerinnen und Mitbürger; mit-verantwortlich und mit-tätig, engagiert in unserer Gesellschaft; in Verantwortung, Sorge und Mitgestaltung, nicht nur des eigenen Lebens, sondern auch dem unserer Nation. Wir schicken unsere Kinder ja nicht um des Lernens willen zur Schule, sondern um ihres Lebens als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft willen.
Damit wir dieses Ziel erreichen, sind zwei Dinge erforderlich: Die richtige Erziehung und die richtige Ausbildung. Die Aufgabe der Eltern ist es, für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu sorgen. Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung, Durchhaltewillen, Disziplin und Ordnung sind, ebenso wie Fleiss, Pünktlichkeit und Höflichkeit, wesentliche Aspekte dieser Erziehung. Diese Erziehungs-Aufgabe können, wollen und sollen wir als Eltern nicht delegieren. Dafür stehen wir in der SVP auch entschlossen ein.
Die Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen liegt in der Verantwortung der Schule – und damit in den Händen der Lehrer in der Volksschule, bzw. in jener der Lehrmeister und Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben. Die Vermittlung einer breiten Allgemeinbildung in der Grundschule und die zunehmende Vertiefung des Fachwissens in den oberen Schulstufen sind dafür eine Grundvoraussetzung. Viel entscheidender noch als das rein theoretische Fachwissen ist aber, dass das Erlernte auch in praktische Fähigkeiten umgemünzt wird. Wesentlich ist, dass Anwendung, Umsetzung und Weiterentwicklung der Theorie in der Praxis als Hauptzielsetzung des Bildungswesens im Vordergrund stehen.
Wer ausbilden will, muss nicht nur „wissen“, er muss gleichzeitig auch Vorbild und Führungspersönlichkeit sein. Was heute an den pädagogischen Fachhochschulen als Lehrer-Otuput „produziert“ wird, reicht weder dazu aus, den nötigen Lehrernachwuchs zu gewährleisten – sonst müssten wir nicht laufend zusätzlich Berufs-Quereinsteiger rekrutieren -, noch entspricht es einer ausreichenden Vorbereitung der künftigen Lehrerinnen und Lehrer auf ihren Beruf. Die Alternative zum gescheiterten Modell der zentralisierten pädagogischen Hochschulen heisst «Lehrer-Lehre». Im Zentrum steht dabei wieder das Erlernen des Handwerks, des Handwerks namens «Schule geben». Den geeigneten Ausbildnern – sowohl in der Schule, wie auch in der Berufslehre – müssen gleichzeitig wieder die griffigen Instrumente zur Verfügung gestellt werden und auch die notwendigen Kompetenzen eingeräumt werden (!), damit sie durch Anreize und Sanktionen den Leistungswillen und die Leistungsbereitschaft ihrer Schülerinnen und Schüler fördern können. Leistung, Disziplin, Zielorientierung und Zielstrebigkeit gehören hier ebenso dazu, wie Auftragstreue und die Bereitschaft zur Teamarbeit. Die Lehrer müssen dabei gegenüber renitenten Kindern ebenso gestärkt werden, wie gegenüber übereifrigen, immer besserwissenden und ihre Kinder vor allen Unan-nehmlichkeiten des Lebens behütenden Eltern.
Im Rahmen der Ausbildung muss auch auf die Bedürfnisse und Anforde-rungen der Wirtschaft, der Arbeitgeber eingegangen werden. Akademi-sches Wissen allein bringt keine Wertschöpfung. Ein altgedienter Lehrmeister-Veteran hat kürzlich das Problem auf den Punkt gebracht: Viele Schülerinnen und Schüler meinen heute zu wissen, bloss weil sie wissen, wo im Internet welche Informationen zu suchen sind. Für das Verstehen von Anleitungen und das Ausführen von Aufträgen reicht das „Gewusst-wo!(suchen)“ aber nicht aus. Das fürs Leben entscheidende „Gewusst-wie!“ wird heute an den Schulen nicht mehr vermittelt – darum sind so viele Schulabgänger für die Wirtschaft heute praktisch unbrauchbar.
Die SVP fordert deshalb klar die Praxis-Orientierung und die Praxis-Tauglichkeit zu stärken. Deshalb treten wir auch so entschlossen ein für die Beibehaltung und Stärkung der dualen, beruflichen Ausbildung. Dieses schweizerische Erfolgsmodell der Berufsausbildung, welches schulische Wissensvermittlung mit praktischer Anwendung im Berufsalltag verbindet, findet – leider – im Ausland bald mehr Anerkennung als in der Schweiz, wo die Berufslehre allzu oft vom trügerischen Glanz akademischer Hochschul-Lorbeeren nach Bologna-Rezept übertüncht wird. Die Lernziele und -inhalte in der Berufslehre waren immer schon – das war und ist die grosse Stärke – in enger Zusammenarbeit und im dauernden Dialog mit den Arbeitgebern, mit Unternehmen ebenso wie mit ihren Berufsverbänden, erarbeitet und weiterentwickelt worden.
Diesem Ansatz muss auch in Zukunft wieder viel mehr Beachtung geschenkt werden, als den Vorgaben der pädagogischen Bildungstechnokraten und schöngeistigen Lehrplanarchitekten in Verwaltung und Erziehungsdirektorenkonferenzen. Nur mit dem direkten Bezug zur Wirtschaft, zur realen Arbeits- und Wirtschafswelt, kann den sich dauernd verändernden und sich weiterentwickelnden Bedürfnissen der Berufswelt ausreichend Rechnung getragen werden. Und unseren Kindern damit eine echte Chance eröffnet werden, sich im Leben zu bewähren. Die Anstrengungen sind zu verstärken, dass Schulen und Unternehmen den Jugendlichen gemeinsam aufzeigen und vermitteln, welche vielfältigen Ausbildungs-, Entwicklungs- und Berufsmöglichkeiten die Berufslehre beinhaltet. Meisterliches, hand-werkliches und praktisches Wissen und Können, als Erfolgsgaranten in Beruf und Leben.
Wenn hier und heute die Lebenstauglichkeit der Ausbildung gefordert wird, muss dieses Ziel auch konsequent in den Schulen selbst Niederschlag finden. Nicht nur in der Pädagogik, sondern auch in den einzelnen Berufszweigen. Der zunehmenden Akademisierung ist auch in sozialen und betreuenden Berufen entgegenzutreten. Als Beispiel sei hier nur kurz auf die Kinderbetreuung, die Seniorenbetreuung oder andere Sozialberufe verwiesen. Es kann nicht sein, dass für die Kinderbetreuung ein akademischer Fachhochschultitel vorgeschrieben wird, und gleichzeitig gestandene Mütter und Väter, die sich in der familienergänzenden Kinderbetreuung engagieren wollen, ausgeschlossen werden. Auch in diesen Bereichen müssen die Realitäten des Lebens wieder in den Vordergrund gestellt werden.
Dazu gehört auch, dass öffentliche Schulen nicht geschützte Werkstätten sein dürfen, die arbeits- und wirtschaftsweltfremd nur ideologischen oder philosophischen Pädagogik-Selbstzwecken frönen. Privatwirtschaftliche Bildungsangebote dürfen gegenüber öffentlichen Institutionen nicht benachteiligt werden.
Die Neuorientierung von Schule und Ausbildung an den Realitäten der realen Wirtschafts-, Arbeits- und Berufswelt ist unabdingbar, angesichts der Entwicklung des Arbeitsmarktes, der immer internationaler, immer globaler, immer mobiler ausgeprägt ist. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wird grösser. Immer mehr leistungswillige, bestausgebildete, bereits über praktische Erfahrung verfügende junge Personen aus anderen Ländern strömen auf unseren schweizerischen Arbeitsmarkt. Wenn wir unseren eigenen Kindern die Chance geben möchten, sich in der heutigen Welt erfolgreich durchsetzen zu können, wenn wir Ihnen das dafür notwendige Rüstzeug mitgeben möchten, dann müssen wir an unseren Schulen dem Grundsatz „Lernen fürs Leben“ (und nicht umgekehrt) wieder Nachachtung verschaffen. Die SVP Schweiz will und wird deshalb den Dialog mit Wirtschaft und Schulen weiterführen, mit dem Ziel, auch in der Politik durchzusetzen, dass erstens die betriebliche, duale, praxisorientierte Berufslehre gegenüber der zunehmenden Akademisierung gestärkt wird und dass zweitens auch in der Lehrer-Ausbildung den Grundsätzen von Praxistauglichkeit, Vorbildfunktion und Führungsverantwortung wieder zum Durchbruch verholfen wird.