In einem Bericht der Handelszeitung im Dezember 2010 heisst es: „Tausende von Lehrstellen bleiben verwaist. Die Jugendlichen scheitern im Rechnen, Schreiben und Lesen, die Konzentrationsfähigkeit…
In einem Bericht der Handelszeitung im Dezember 2010 heisst es: „Tausende von Lehrstellen bleiben verwaist. Die Jugendlichen scheitern im Rechnen, Schreiben und Lesen, die Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer fehlen häufig. Arbeitgeber wie Post, UBS und die Zürich Versicherung warnen“. Auch als Personalverantwortliche in unserer Kieferorthopädischen Praxis muss ich leider feststellen, dass unsere Lehrtöchter – selbst Sek-A Abgängerinnen – selten in der Lage sind, einen fehlerfreien Satz zu schreiben oder eine einfache Prozentrechnung zu lösen. Was sind die Ursachen für diese Misere und welche Lösungswege bieten sich an, um das Bildungsniveau anzuheben?
Ohne Fleiss keinen Preis – Leistungseinforderung von enormer Wichtigkeit
Neue didaktische Theorien wie der Konstruktivismus verunsichern Lehrpersonen und überfordern Kinder. Auch wenn gewisse Kompetenzen durch entdeckendes Lernen angeeignet werden können, müssen Lernziele, Lerntempo und Methoden vom Lehrer bestimmt werden. Tut er das nicht, droht den Schülern der Verlust jeglicher Orientierung. Genau das passierte in den letzten Jahren. Es ist ein Irrglaube zu denken, jedes Kind könne sich das Rüstzeug selbst holen. Ausserdem gilt nach wie vor das Sprichwort „Übung macht den Meister“. Wird das Üben den Kindern selbst überlassen, sind viele überfordert. Neben den schulischen Leistungen ist auch die Arbeitshaltung der Schüler ganz entscheidend. Die Forderung und Förderung von Zuverlässigkeit, Wille und Motivation bilden die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Berufsausbildung und müssen zentrale Aufgaben einer Lehrperson sein.
Volksschule ist keine Erziehungs- sondern eine Bildungsanstalt
Zu vieles wurde in den letzten Jahren an die Schule delegiert, was eigentlich in die Verantwortung der Eltern gehört. Sie wurde mit immer neuen Aufgaben belastet, die mit dem pädagogischen Kernauftrag der Wissensvermittlung nichts mehr zu tun haben. Es sollen deshalb vermehrt wieder die Eltern die Verantwortung für die Pflege, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder tragen. Die Volksschule übernimmt die Verantwortung für die Ausbildung und hat ihre Kräfte auf diese Aufgabe zu konzentrieren und nicht auf Nacherziehung oder prophylaktische Lebenshilfen.
Mindestens die zweite Fremdsprache soll erst auf der Sekundarstufe einsetzen
Aus der Praxis und aus Studien weiss man mittlerweile, dass Frühlerner gegenüber Spätlernern keinen echten Vorsprung aufweisen, da man bei älteren Schülern didaktisch viel effizientere Lernmethoden anwenden kann. Zudem ist bekannt, dass viele Schulabgänger Mängel in Deutsch, in Mathematik und in den naturwissenschaftlichen Fächer aufweisen. Seit 2011 werden in der Ostschweiz alle Schüler ab der fünften Klasse in zwei Fremdsprachen unterrichtet. Das Fazit von Lehrpersonen fällt eindeutig aus: Viele Primarschüler sind mit zwei Fremdsprachen überfordert. Erfahrungen zeigen, dass mit zwei Fremdsprachen in der Primarschule noch mehr Kinder Stütz- und Förderunterricht benötigen. Deshalb forderten die Mittelstufenkonferenzen aus sechs Kantonen in einem Schreiben an die Erziehungsdirektorenkonferenz, dass Französisch erst ab der Sekundarstufe unterrichtet werden soll. Die SVP fordert, dass mindestens die zweite Fremdsprache erst zu Beginn der Sekundarstufe einsetzen soll. Die Bevorzugung der Fremdsprachen in den Lehrplänen auf Kosten mathematisch-naturwissenschaftlicher Fächer und der Muttersprache ist zu korrigieren.
Lehrerpersönlichkeit als Erfolgsfaktor, Kleinklassen sind wieder einzuführen
Fachleute und Eltern sind sich einig, dass die Lehrerpersönlichkeit die wichtigste Komponente für den Lernerfolg der Kinder ist. Der Lehrer ist eine Autoritätsperson, die ihren Beruf als Berufung sieht, die Klasse und den einzelnen Schüler motivierend führen kann, klare Regeln vorgibt und diese zum Wohle aller durchsetzt. Der Klassenlehrer kann die Schüler gesamthaft beurteilen. Er kennt ihre Schwächen und Stärken. Durch gezielte Förderung ihrer Stärken lehrt er sie, Schwächen zu überwinden. Die Pädagogischen Hochschulen sind aufgefordert, für die Primarschulstufe wieder Allrounder auszubilden, die alle Fächer unterrichten. Sehr viel Unruhe im Klassenzimmer entsteht durch die erzwungene Integration möglichst aller Schüler in die Regelklasse. Weil Klein- und Einschulungsklassen mehrheitlich abgeschafft worden sind, wurde nun ein Stab von Heilpädagogen, Förderlehrkräften und verschiedenster Therapeuten aufgebaut. Dieser Stab bringt Unruhe ins Klassenzimmer. Die ständige und tatsächlich notwendige Rücksichtnahme auf die Kinder mit Defiziten führt zu weniger Effizienz, verlangsamt das Lerntempo der gesamten Klasse und führt schliesslich zu einer Nivellierung nach unten. Die SVP fordert die Wiedereinführung von Kleinklassen, damit leistungswillige Schüler nicht gehemmt und leistungsschwächere Kinder nicht überfordert werden.
Benachteiligung praktisch begabter Kinder stoppen – Solide Ausbildung der Werklehrer ein „Muss“
Lehrmeister klagen zunehmend, dass sie bei ihren Lehrlingen Defizite im handwerklichen Bereich aufzuarbeiten hätten. Die SVP fordert, dass nebst den rein intellektuellen Fähigkeiten die praktischen Fertigkeiten mehr gefördert werden. Der überwiegende Teil der Schulabgänger erlernt einen Beruf, bei dem manuelle Tätigkeiten wichtig sind. Mindestens die Sek-B und die Sek-C- Lehrer sollten deshalb im Besitz einer soliden Ausbildung im Werken sein, damit sie ihren Schülern solide Kenntnisse mit auf den Weg geben können. Der Werken-Unterricht ist auf diesen Stufen wieder einzuführen.