Referat

Lehrer-Lehre – Die SVP-Alternative zur akademisierten Lehrerausbildung

Die Lehrer-Ausbildung nach Konzept der Pädagogischen Hochschulen ist als gescheitert zu bezeichnen: Weder können die Pädagogischen Hochschulen den Volksschulen der Schweiz den…

Sarah Bösch, Mitglied der SVP-Bildungskommission, Kilchberg (ZH)

Die Lehrer-Ausbildung nach Konzept der Pädagogischen Hochschulen ist als gescheitert zu bezeichnen: Weder können die Pädagogischen Hochschulen den Volksschulen der Schweiz den von diesen benötigten Nachwuchs an Lehrern gewährleisten. Noch kann die Ausbildung der Pädagogischen Hochschulen den Jung-Lehrern jene Fähigkeiten vermitteln, welche diese in der täglichen Arbeit mit ihren Klassen benötigen. Diese Ausgangslage ruft nach einer konsequent an der Praxisausbildung orientierten Alternative zur gegenwärtigen, ausgeprägt akademisierten Lehrer-Ausbildung, wie sie an den Pädagogischen Hochschulen vermittelt wird.

Die von der SVP erarbeitete Alternative heisst «Lehrer-Lehre» – eine Lehrer-Ausbildung, die konsequent auf das Schule-Geben, auf die Klassenführung durch Klassenlehrer ausgerichtet ist. Diese Ausbildung in Form der «Lehrer-Lehre» soll nicht mehr an einer speziellen Ausbildungsstätte oder Hochschule erfolgen. Sie geschieht vielmehr in jedem einzelnen Schulhaus, also an der eigentlichen Wirkungsstätte der Lehrer.

Ausbildung und Ausbildner
Die Ausbildung der Neulehrer erfolgt in jedem Schulhaus durch das Kollegium der berufserfahrenen Lehrer, die, selber unverändert als Klassenlehrer tätig, die Verantwortung für die Ausbildung des Lehrer-Nachwuchses an ihrer Schule übernehmen. Ausgebildet werden im Rahmen der «Lehrer-Lehre» grundsätzlich Klassenlehrer.

Jeder auszubildende «Lehrer-Lehrling» erhält einen persönlichen Mentor aus dem Lehrkörper seines Schulhauses. Dieser begleitet den Auszubildenden ab erster (Teil-)Lektion. Den angehenden Lehrern wird in erster Linie die Befähigung zur Klassenführung und zur Stoff-Erteilung vermittelt, also die Fähigkeit, bei Schülern Begeisterung zu wecken für den vom Lehrer präsentierten Stoff. Dies wird von den Junglehrern in erster Priorität gefordert. Diese Fähigkeiten werden in der Abschlussprüfung nach erfolgter Lehrer-Ausbildung vorrangig geprüft.

Das Schule-Geben – auch im Kontakt mit den Eltern – steht also im Mittelpunkt dieser konsequent praxisorientierten Ausbildung. Sorgfältig begleitetes Schule-Geben bildet den Kern der Ausbildung. Diese Ausbildung vorzubereiten und laufend umzusetzen, dürfte auch für das Team der erfahrenen Lehrer, die die Ausbildung zu vermitteln haben, eine neue, zusätzlich motivierende Herausforderung darstellen; die Gefahr des Absinkens in lähmende Routine dürfte damit wesentlich verringert werden.

Zulassung zur Lehrer-Ausbildung
Wer sich für eine solche Lehrer-Ausbildung bewirbt, hat eine Aufnahmeprüfung zu bestehen. Zu dieser Aufnahmeprüfung sind sowohl Inhaber einer Mittelschul-Maturität zugelassen als auch Quereinsteiger mit anderen Bildungsgängen oder mit Berufserfahrung. An dieser Aufnahmeprüfung wird das für den Lehrerberuf nötige Grundwissen sorgfältig geprüft – bis zur Rechtschreibung und zu den mathematischen Grundoperationen. Das für die Ausbildung der Neulehrer verantwortliche Team erfahrener Lehrer kann, wenn bei Absolventen der Lehrer-Ausbildung nachträglich Lücken im Grundwissen festgestellt werden, den Besuch entspre-chender Zusatzausbildung verbindlich anordnen.

Theorie: Konsequent auf Praxis auszurichten
Theorie ist selbstverständlich unverzichtbarer Bestandteil der Lehrer-Lehre. Aber auch die theoretische Ausbildung angehender Lehrer bedarf einer deutlichen, konsequent auf Praxis-Erfahrung aufbauenden Aufwertung: Der angehende Lehrer muss konkrete Antworten erhalten auf Fragen und Probleme, denen er bei der Unterrichtserteilung im Schulzimmer begegnet. Z.B. der Unterricht in Entwicklungspsychologie muss zwingend von erfahrenen Pädagogen mit umfassender Erfahrung aus persönlich erlebter Schulpraxis erteilt werden.

Daraus ist die Forderung abgeleitet, dass mindestens die Hälfte der Dozenten, welche die angehenden Lehrpersonen in theoretischen Fächern unterrichten, selber aktiv im Lehrerberuf stehen muss. Nicht abgehobene, abstrakte, sondern vielmehr aus persönlicher Erfahrung des Dozenten schöpfende konkrete Entwicklungspsychologie vermittelt dem angehenden Lehrer jenes Rüstzeug, das er bei der täglichen Unterrichtserteilung zwingend benötigt. Gleiches ist auch erforderlich bezüglich juristischer Kenntnisse, auf die der Lehrer im Schulalltag besonders im Kontakt mit Eltern zunehmend angewiesen ist. Alle Dozenten, die selber nicht (mehr) im Lehrerberuf stehen, haben sich über umfassende Praxis-Erfahrung auszuweisen. Denn nur ein mit der Berufspraxis der Lehrer eng vertrauter Dozent kann Kenntnisse vermitteln, die dem klassenführenden Lehrer das bieten, was dieser benötigt.

Pädagogische Hochschulen werden überflüssig
Die Pädagogischen Hochschulen werden durch diese praxisorientierte neue Form der Lehrer-Ausbildung überflüssig. Für das nötige theoretische Wissen können Kurse an bestehenden Hochschulen oder Fachschulen eingerichtet und besucht werden – analog zur Gewerbeschule für andere Berufszweige.

Das Ausbildungs-Lehrerteam ist selbstverständlich stundenmässig für den für die Ausbildung der Junglehrer nötigen Aufwand zu entlasten. Die Kosten für den daraus folgenden Mehrbedarf an Lehrkräften werden kompensiert durch die Aufhebung der Pädagogischen Hochschulen einerseits, durch den umfassenden Abbau des Team-Teachings, von Heilpädagogen und anderen Therapeuten andererseits, die heute als Begleitpersonen viel zu zahlreich in Schulzimmern stehen. Die konsequent auf die Position «Klassenlehrer» ausgerichtete praxisorientierte Lehrer-Ausbildung muss solche Hilfs-Therapeuten weitgehend überflüssig machen.

Die Lehrer-Lehrlinge erhalten während der Zeit ihrer Lehre einen Lehrlings-lohn, der freilich deutlich unterhalb des Anfangslohns eines ausgebildeten Lehrers liegt. Die «Lehrer-Lehre» ist für jede Stufe der Volksschule (Primarlehrer, Sekundarlehrer Niveau A, Sekundarlehrer der Niveaus B und C) einzurichten. Die Kindergärtnerinnen-Ausbildung erfolgt analog in grösseren Orten lokal, in dünner besiedelten Gebieten regional.

 
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