Der Sonntag, 19. Oktober 2003, war ein grosser Tag für unser Land. Überall in der Schweiz verbuchte die SVP Stimmengewinne. Den spektakulärsten Zuwachs feierte sie in der Westschweiz. An diesem Tag haben die „Welschen“ den Röstigraben zugeschüttet, drei bisherige Nationalräte mit glänzenden Resultaten wiedergewählt und gleich sieben zusätzliche Nationalräte nach Bern geschickt. Bei uns im Kanton Neuenburg war die Wahlbeteiligung bei 50 %, während sie vor vier Jahren noch bei 35 % lag. Die SVP Neuenburg ist zum ersten Mal bei eidgenössischen Wahlen angetreten und hat auf Anhieb 22,5 % Wähleranteil erreicht. Dies zeigt, dass die SVP für viele Wähler eine klare Alternative ist.
Es war auch an der Zeit, werden Sie vielleicht sagen. In der Tat sind wir vielleicht weniger schnell bereit, die Ärmel hoch zu krempeln. Unsere lateinische Sensibilität lässt uns eher zu Lebensgenuss neigen. Aber täuschen Sie sich nicht. Wir starten vielleicht etwas später, aber dann engagieren wir uns voll und ganz. Fast wie im Militärdienst: Die Letzten bei der Übung, aber die Ersten bei der Inspektion. Rennen im richtigen Moment, heisst unsere Devise.
An diesem 19. Oktober hat auch die Demokratie einen klaren Sieg gefeiert, hat doch die Wahlbeteiligung die Werte früherer Urnengänge deutlich übertroffen. Dieses neu erwachte Interesse an der Politik ist keineswegs zufällig, sondern vorab das Resultat des Vormarsches der SVP. Unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger haben angesichts einer nicht abreissen wollenden Serie von Skandalen – ich nenne hier nur Stichworte wie Swissair, Expo.02 oder etwa Rentenanstalt – zu resignieren begonnen. Warum auch an die Urne gehen, wenn sich ja doch nichts ändert? Das Gesuch für einen EU-Beitritt beispielsweise wird trotz eines klaren Volkentscheides nicht zurückgezogen. Wozu also an der Urne seine Überzeugung ausdrücken, um es nachher doch wieder mit den gleichen Politiker zu tun zu haben, die Dienen mit Sich-Bedienen verwechseln?
Victor Hugo hat einmal geschrieben: Das beste Bild eines Volkes ist der Pflasterstein; man trampelt auf ihm herum, bis er einem auf den Kopf fällt. Genau das ist in der Westschweiz und insbesondere im Kanton Neuenburg geschehen. Jene Leute, die unser Land seit Jahren führen, und dies mit der Hand vor beiden Augen, haben sich viel zu lange nicht um die Bedürfnisse unserer Mitbürger gekümmert. Die Arroganz dieser selbst ernannten Elite, die scheinbar besser wusste, was das Volk braucht als das Volk selber, hat die Bürger schliesslich resignieren lassen. Es war ohnehin nichts zu machen.
Wir haben den entmutigten Leuten neue Hoffnung gegeben. Die Schweizerinnen und Schweizer haben erkannt, dass die SVP keine leeren Versprechungen macht, sondern Verpflichtungen eingeht. Unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger glauben an unsere Fähigkeit, Lösungen für die zunehmenden Schwierigkeiten zu finden, denen sie gegenüber stehen. Die ständig zunehmende Steuerlast, die grosse Löcher in die Haushaltsbudgets reisst, die administrativen Hürden, welche die KMU daran hindern, sich ihrem eigentlichen Ziel – die Herstellung von Qualitätsprodukten bei möglichst tiefen Kosten – zu widmen, die Nachgiebigkeit in der Asylpolitik, der uns immer mehr Kriminelle beschert, die wachsende Unsicherheit, die Landwirtschaftspolitik und anderes mehr sind lauter Probleme, die einer Lösung harren. Aus diesem Grund sind wir gewählt worden. Es ist diese Aufgabe, die uns die Wähler übertragen haben. Es ist diese Arbeit, die auf uns wartet.
Behalten wir aber einen kühlen Kopf, denn wir haben nur einen Etappensieg errungen. Die Erwartungen, die wir geweckt haben, liegen auf der gleichen Höhe wie unser Erfolg. Wenn wir die Hoffnungen jener Mitbürger, die uns gewählt haben, enttäuschen, würde ein schwerer Rückschlag nicht auf sich warten lassen. Der Niedergang unseres Landes wäre in einem solchen Fall nicht mehr aufzuhalten, weil der letzte Damm gebrochen wäre. Unsere Aufgabe ist gewaltig. Wir müssen unsere Bemühungen verdoppeln, wenn wir den Erwartungen unserer Mitbürger gerecht werden wollen. Wir müssen ab sofort Alles in Bewegung setzen, um aufzuzeigen, dass unsere Lösungen die richtigen sind. Wir werden so die gehässigen Kampagnen unserer Gegner zum Verstummen bringen. Diese greifen uns jeweils wegen der Form an, weil sie auf die fundamentalen Probleme keine Antwort haben. Auf diese Weise werden wir unsere Wählerschaft nicht nur halten können, sondern für unsere Anliegen auch jene Wählerinnen und Wähler gewinnen, die wir bisher nicht überzeugt haben. Der Weg ist noch lang. Wir müssen noch zahlreiche Pässe überqueren. Das Schadenpotenzial unserer Gegner ist nach wie vor bedeutend. Trotzdem, wenn wir alle unser Bestes geben, werden wir weiterhin vorankommen. Wir werden dann endlich in der Lage sein, unsere eigene Politik umzusetzen. Wenn dieser Tag gekommen ist, wird das nicht ein Sieg der SVP, sondern ein Sieg der Schweiz sein.