Schon im frühen Stadium hat die Corona-Krise offengelegt, wie verletzlich und abhängig wir geworden sind und was Schönwetter-Regeln wert sind. Darum: Unabhängigkeit und Entscheidungsautonomie sind gerade in schwierigen Zeiten von existenzieller Bedeutung.
Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, hat das Coronavirus weltweit Tausende von Toten gefordert und eine Wirtschaftskrise historischen Ausmasses herbeigeführt. In einer solchen Krisensituation ist es das Wichtigste, dass der Bundesrat die Führung übernimmt und die Bevölkerung sich an die Empfehlungen hält, ohne lange darüber zu diskutieren, was anders gemacht werden könnte. Ebenso wichtig ist im Nachgang zur Krise die schonungslose Analyse der getroffenen Massnahmen.
Zugleich ist es wichtig, dass wir uns schon heute notieren, über welche Fragen nach ausgestandener Krise nachgedacht werden muss. Die rasante Ausbreitung von Corona hat uns alle zu dem gemacht, was bisher eher ein Schimpfwort für vermeintlich Rückständige war: zu Globalisierungsverlierern.
Unvermittelt ist uns bewusst geworden, dass nicht nur Waren innert Tagen um den Globus zirkulieren, sondern auch Viren. Der freie Warenverkehr ist in mancher Hinsicht ein Segen. Aber er kann im Handumdrehen zum Fluch werden. Künftig werden wir Vorkehrungen treffen müssen, um Infektionsketten besser unterbrechen zu können.
Eine masslos überdrehte Weltwirtschaft, die dank viel zu billiger Transporte auf eine Lagerhaltung verzichtet und alles just in Time bestellt, manövriert die Länder gedankenlos in schmerzhafte Abhängigkeiten. Sobald die gut geschmierten Abläufe ins Stocken geraten, fehlen uns innert kurzer Zeit notwendige Grundstoffe für Medikamente, Schutzmasken und Desinfektionsmittel. Künftig werden wir definieren müssen, was zwingend in minimaler Menge an Lager sein muss.
In der Krise ist sich jeder selbst der Nächste. Binnenmarkt? Freier Warenverkehr? Treu und Glauben? Alles Schönwetter-Konzepte, die ausser Kraft gesetzt werden, wenn es existenziell wird. Dann schliessen sich Grenzen und es werden Exportstopps verhängt. Der Dumme bleibt jener, der sich vertrauensselig auf Regeln und Abkommen verlassen hat. Dessen müssen wir uns bewusst sein, wenn es etwa um den Rahmenvertrag mit der EU geht. Ein paar wenige Wochen haben der Welt und insbesondere dem sorglosen Westen gezeigt, wie schnell sich das Blatt wendet. Ich bin überzeugt, dass unsere Landesverteidigung und die Versorgung der Schweiz durch unsere eigene Landwirtschaft nach der Corona-Krise wieder mehr Wertschätzung in der breiten Bevölkerung geniessen werden. Dass wir künftig skeptischer über die Auslagerung von Industrieproduktion ans andere Ende der Welt diskutieren. Vor allem aber bin ich überzeugt, dass wir uns mehr denn je glücklich schätzen dürfen, über diese Fragen als unabhängiges Land mit einer direkten Demokratie auch allein entscheiden zu können. Ich bin stolz, jener Partei anzugehören, die dies schon mit Überzeugung vertrat, als sie von allen anderen noch als ewiggestrig diffamiert wurde.